Beim letzten Mal war ich beim Auto stehen geblieben. Nun – die Sache war zunächst weitgehend wie geplant verlaufen, sodass wir jetzt stolze Besitzer eines Volvo V70 sind. Von kleineren Defekten wie der notwendigen Komplettüberholung der Aufhängung kann man getrost absehen, da die Reparaturkosten hier im umgekehrten Verhältnis zum Anschaffungspreis des Fahrzeugs stehen. Konstruktiv scheinen mir die Elchbauer allerdings interessante Wege zu gehen: Ich konnte es bei der ersten Reifenpanne kaum glauben, dass die Hebepunkte für vordere und hintere Achse kaum 50 cm auseinander liegen. Da weiß man immerhin schonmal ziemlich genau, wo der Schwerpunkt des Autos ist. Auch drängt sich die Frage auf, ob man bei voller Zuladung im Kofferraum hinten überhaupt noch einen Radwechsel vornehmen kann ohne erstmal den ganzen Kofferrauminhalt auf die Straße kippen zu müssen oder den Tank abzulassen. Der höchst popelige Volvo-Wagenheber macht das Aufbocken des Fahrzeugs dann zum echten Workout. Abgerundet wird dies durch das gefühlt 20 cm messende Volvo-Radkreuz. Kurz: mit meinen kümmerlichen Oberarmen wäre es ohne einen glücklicherweise vorhandenen zweiten Mann unmöglich gewesen, damit irgendeine Radmutter zu lösen. Sah sicher lustig aus, wie wir da zu zweit am Radkreuz hingen. [Anmerkung von Laura: Ein Autoplatten ist mir noch nie untergekommen. Drum war ich auch ziemlich hilflos in dem Moment. Zu Hause mit den Kiddies und Brötchen zum Brunch gestartet, fuhr der schon etwas komisch, aber ich war mich sicher, noch die 5 km zu schaffen. Am nächsten Berg war nicht mehr als 30 km/h drin und ich musste arg gegenlenken. Zwei Kurven weiter war an Weiterfahren nicht mehr zu denken und wir mussten links ranfahren. So ein Platten ist ja eine typische Blickdiagnose, aber ich war recht hilflos in der Erstversorgung dessen. Ich dachte an Luftpumpen, Ersatzschlauch und Flickzeug, aber war mir dessen Sinnlosigkeit bewusst. Die meisten Leute hier sind sehr nett und hilfsbereit, so auch der Läufer, der vorbeikam, das Ersatzrad aus dem Kofferraum wuchtete und feststellte, dass jenes ebenfalls flat sei. Klasse! Telefonisch konnte ich Sebastian nicht erreichen, da ich mit dem Telefon mit deutscher Sim-Karte ohne Guthaben lediglich WLAN nutzen kann, was es dort im Wald nicht gab (Anmerkung Sebastian: sie hätte bloß wählen müssen – die Annahme, dass kein Guthaben drauf sei, war falsch ...). So zockelten wir zu viert los, um jemanden mit Telefon zu finden um Sebastian anzurufen, der natürlich nicht abnahm. Glücklicherweise konnte der Brunchgastgeber erreicht werden, der mit Luftpumpe für das platte Ersatzrad und Sebastian im Gepäck uns abholen kam.] Geringfügige Sorgen bereitet mir auch die Tatsache, dass der gute Elch mittlerweile nur noch mit Müh, Not und Bodenblech bis 130 km/h kommt – und das trotz 180 PS. Nicht dass man diese Leistung hier in irgendeiner Weise brauchen würde (die Durchschnittsgeschwindigkeit im bisherigen Leben des Volvo liegt bei sagenhaften 27 km/h). Aber irgendetwas ist da im Argen. Es dürfen Wetten abgeschlossen werden, wann der Elch die Hufe hoch reißt. Das Geweih hat er ja gewissermaßen schon abgeworfen.
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The car is kaputt (s. u.). |
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Die Aussicht am Stairway to Heaven in Meerendal konnte ich bei meinen bisherigen Besuchen aufgrund akuten Zeitdrucks nicht genießen. |
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Jugend trainiert für Olympia. |
(Wasser sehr kalt) |
Die (größeren) Kinder gehen zu unserer Freude weiterhin gerne zur „pre-school“, sprich Kindergarten, und überraschen uns täglich mit neu erlerntem Englisch wie „Klopapier-bums“, was wohl „Clean up your bums!“ heißt, aber die Bedeutung ist nicht weit verfehlt. Heute haben sie der Sekretärin im Kindergarten erklärt „Our car is kaputt“. Sie hat es wohl verstanden.
Wettertechnisch ist momentan alles möglich zwischen 5 °C und 38 °C. Die letzten beiden stärkeren Winde endeten jeweils mit einem Stromausfall, was bei den schiefen Strommasten und dem abenteuerlich anmutenden Kabelsalat auch nicht weiter verwunderlich ist. Beim ersten Mal hatten alle um uns herum auch keinen Strom mehr. Beim zweiten Mal waren wir die einzigen, die im Dunkeln saßen. Ein Anruf beim Verwandten der Vermieter brachte im wahrsten Sinne des Wortes kein Licht ins Dunkel. Ein Durchkommen bei der städtischen Emergency Hotline, welche in die Schublade „public service/bureaucrazy“ gehört, schien unmöglich. Im gleichen Moment als am anderen Ende dann doch jemand abnahm, ging bei uns das Licht an. Das hat uns schwer beeindruckt.
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Auch ein Resultat des letzten Sturms - zum Glück nicht unser Haus. |
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Was man nicht alles aus einem alten Autoreifen machen kann. |
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Klara mittendrin statt nur dabei. |
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Strand in Hout Bay (man könnte denken, wir machen Strandurlaub hier). |
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