Donnerstag, 27. Dezember 2018

We wish you a merry christmas (a bit too late - as always) and a happy new year!


Ja, wir leben noch. Ich hatte in den letzten Wochen schon ein paar mal Anlauf genommen, Blog zu schreiben. Aber irgendwie kam immer etwas dazwischen ... wie zum Beispiel der Versuch, der Frage auf den Grund zu gehen, warum eine meiner zwei (!) Kreditkarten bei Interneteinkäufen nur sporadisch funktioniert. Ich vermute schon seit geraumer Zeit, dass es mit dem Verified-by-Visa-Verfahren zu tun haben muss. Mir wird immer mitgeteilt, dass irgendein Sicherheitscode ins Online-Banking gesendet wurde, welchen ich eingeben soll, um die Zahlung zu autorisieren. Blöd dass im Online-Banking kein Sicherheitscode auftaucht. Eine Tiefenprüfung in den Wirren des Online-Bankings ergibt, dass die Karte gar nicht für das Verified-by-Visa-Verfahren aktiviert ist. Also versuche ich die Aktivierung. Im Rahmen dessen soll ich eine TAN eingeben, die mir auf die TAN-App aufs Eierfon gesendet wurde. Natürlich erhalte ich keine TAN in meiner TAN-App. Der einzige Effekt der Maßnahme ist, dass nun das Online-Banking gesperrt ist und ich eine Nummer in Deutschland anrufen soll, um dies zu beheben. In Anbetracht der Gebühren für Telefonate nach Deutschland und der, wie mir schwant, erheblichen Wartezeit in der Hotline, ist dies nicht gerade erfreulich. Mir kommt der geniale Einfall, Skype hierfür zu benutzen. Dabei lernt der alte Mann weiter viele neue Dinge. Er muss dazu in die durch das Ersetzen von Windows durch Ubuntu eigentlich zu den Akten gelegte wunderbare Micro-Schrott-Welt (wieder)einsteigen. Wundersamerweise funktioniert Skype, obwohl es Microsoft gehört, auch auf Ubuntu und ich habe es dort auch schon länger installiert. Allerdings hält das Microsoft nicht davon ab, einem den Besitz eines Microsoft-Benutzerkontos abzunötigen, um Skype-Guthaben zu kaufen. Nachdem ich mich durch die Registrierungs- und Guthabenkauf-Wirren gekämpft habe, kann ich nun endlich versuchen, die Bank-Hotline kostensparend anzurufen. Hierbei nehme ich wie erwartet zur Kenntnis, dass täglich, unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit (zumindest zwischen 6 Uhr und 23:30 Uhr habe ich getestet), „ungewöhnlich viele Anfragen“ eingehen und ich dafür Verständnis haben soll. Nach drei Tagen komme ich endlich durch. Unglücklicherweise versteht mich der Mann am anderen Ende nicht. Nachdem er aufgelegt hat, wird mir klar, dass Ubuntu stillschweigend das Mikrofon für Skype deaktiviert hat (vor Kurzem war das noch nicht der Fall). Das nächste Mal entscheide ich mich für die Option, um einen Rückruf zu bitten – das eigentliche Telefonat wird ja wohl nicht so lange dauern. Die Stimme verspricht mir einen Rückruf binnen einer Stunde. Tatsächlich erhalte ich 12 Stunden später einen Anruf. Leider habe ich gerade in dem Moment keinen guten Empfang und die Dame am anderen Ende keine Ausdauer, sodass das Fünkchen Hoffnung auch gleich wieder erloschen ist. Also geht es wieder von vorne los. Am übernächsten morgen habe ich früh um 6 Uhr Erfolg. Das Entsperren des Kontos geht schnell und ich erfahre, dass die Sperrung erfolgte, weil ich eine TAN nicht benutzt habe. Toll – ich habe ja auch keine erhalten. Aber mir wird jetzt immerhin per Geistesblitz klar warum: Als mein altersschwaches südkoreanisches Fon durch ein mit Payback-Punkten erstandenes Eierfon ersetzt wurde, ging mit diesem auch die TAN-App über den Jordan. Für die Neuinstallation und Aktivierung auf dem Eierfon wurde ein QR-Code benötigt. Da der alte nicht zweimal benutzt werden durfte, nahm ich dann eben den bisher unbenutzten von Laura (wir haben beide gleichermaßen Zugriff auf das Konto). Für Online-Überweisungen funktionierte die TAN-App damit wieder wie gehabt, da in diesem Zusammenhang offenbar die TANs immer an alle Kontoinhaber geschickt werden. Bei kreditkartenbezogenen Dingen ist dies, wie mir nun plötzlich klar wird, nicht der Fall. Ich fürchte schon, dass ich einen neuen QR-Code-Brief an jemanden in Deutschland schicken lassen muss, der mir diesen dann einscannt (direkt nach Südafrika schicken lassen, würde ja mehrere Monate dauern – siehe letzter Blog). Der Hotline-Mitarbeiter kann mich aber beruhigen: Es ist auch möglich, sich einen Aktivierungslink per SMS schicken zu lassen. Also tue ich das. Da nur meine deutsche Telefonnummer hinterlegt ist, landet dieser natürlich auf Lauras uraltem, nicht ganz so smarten Fon, in welches wir meine deutsche SIM-Karte der Erreichbarkeit halber eingelegt haben. Da mir die Aufgabe die >100-stellige Zahlen- und Buchstabenkombination fehlerfrei mit meinen Wurstfingern in den Internetbrowser meines Eierfons einzugeben unlösbar erscheint, tue ich dies eben am PC. Dort erhalte ich die Mitteilung, dass ich die Banking-App (was nicht das gleiche ist wie die TAN-App!) nicht installiert habe. Also geht der Link, den ich gerade eingetippt habe, per E-Mail ans Eierfone und ich installiere die Banking-App. Dies ändert allerdings nichts an der Fehlermeldung beim Anklicken des Links. Mittels weiterem Geistesblitz wird mir klar, dass ich die Banking-App vielleicht mal im Hintergrund starten sollte (von all diesen wichtigen Details steht nirgends etwas). Es fehlt jetzt eigentlich nur noch, dass ich gleich einen auf dem Eierfon angezeigten QR-Code mit ebendiesem selbst einscannen soll. Glücklicherweise tritt dieser Fall nicht ein und es gelingt das schier Unglaubliche und schon nicht mehr für möglich Gehaltene: Ich kann die TAN-App nochmal für mich aktivieren, die Aktivierung des Verified-by-Visa-Verfahrens anfordern, erhalte die dafür benötigte TAN und kann mit Letzterer den Elfmeter sicher verwandeln. Verbunden mit dem Vorgang sind eine Reihe von Fragen: Werde ich die Welt unserer Kinder noch verstehen oder werde ich bald ins Eierfon wie Urgroßmutter in den PC schauen? Bin ich tatsächlich so doof oder geht es wenigstens gelegentlich auch anderen Individuen so wie mir? War die ganze Sache eventuell nur eine unglückliche Verkettung von Umständen? …

So, damit nun zum eigentlichen Blog bzw. zur Abarbeitung der weiteren Geschehnisse der letzten Wochen bzw. Wochenenden. Zunächst fahren wir am zweiten Adventswochenende ins Nichts nach McGregor zum Race2Nowhere. Das Tourismusfaltblatt des Ortes sagt Folgendes: „New visitors always ask, “What is there to do in McGregor?” – Caught by surprise, the locals will look a bit confused and after a while say “Enjoy the quiet, that's why we love it“. Tatsächlich gibt es hier nichts als sehr viele Weinreben – und eben hinreichend viele Pfade zum Wandern oder Mountainbiken. Die Geschichte des Rennens ist schnell erzählt: Ich habe einen einzigen echten Konkurrenten. Er ist bergauf schneller und ich bin schneller bergab, sodass wir uns immer wieder finden. Nach reichlich drei Stunden bekomme ich Krämpfe, die ich mir zunächst einmal nicht erklären kann. Weder bin ich anfällig dafür noch ist es besonders warm. Mit der Devise „schön gleichmäßig weiterfahren und nichts anmerken lassen“ kriege ich die Sache aber einigermaßen in den Griff. Zum Glück geht es die letzten zehn Kilometer auf einem Trail bergab, sodass ich das Rennen dort für mich entscheiden kann. Später gibt es dann die Auflösung für die Krämpfe: Das hier gekaufte (amerikanische) Iso hat sich, trotz sorgfältigen Schüttelns, nicht aufgelöst. Dreckszeug! Ich war also weitestgehend auf Wasser unterwegs (ich freute mich schon über den angenehm neutralen Geschmack ...). Und das ist, soviel habe ich als Abfragsklave für Laura in Biochemie gelernt, ist über eine Renndauer von 4,5 Stunden keine gute Idee. Aber sei‘s drum, es hat ja gereicht.
On the road to nowhere
Seit vergangenem Wochenende sind wir für zwei Wochen im „Urlaub“. Zunächst führte uns dieser zum südlichsten Punkt Afrikas zum Kap Agulhas. Unsere Bleibe inmitten des dortigen Nationalparks relativitierte die Einsamkeit in McGregor deutlich: Ein sehr primitives Häuschen, umzingelt von Ameisen und Schildkröten, versorgt durch eine Solarzelle und ein paar Gasflaschen. Lediglich zwei weitere (unbelegte) gleichartige Häuschen waren noch im weiteren Umkreis zu finden. Eine derart ruhige Zeit vor Heiligabend hatten wir noch nie. Was keinesfalls heißen soll, dass es uns langweilig gewesen wäre oder wir die Zeit dort nicht genossen hätten. Ein Mountainbikerennen gab es natürlich auch am Kap Agulhas. Bei diesem realisiere ich, dass die Aussage „very little sand“ (siehe Blogeintrag #2), welche ich für Ironie hielt, wohl doch keine war. Schließlich dürfen wir erstmal 10 Kilometer  durch den Sand am Strand entlang pflügen. Für Abwechslung sorgt dabei mein Darm, der an diesem Tag mächtig verrückt spielt. Durch Zünden des Afterburners (welch ein Wortspiel) kann ich mich dennoch der Konkurrenz entledigen. Das weitere Rennen gestaltet sich, vorsichtig ausgedrückt, sandig. In einer Abfahrt verheddert sich mein Lenker im Fynbos (→Google hilft). Mein Fahrrad bleibt instantan stehen, während ich mich weiterbewege. Den Gesetzen der Mechanik folgend befinde ich mich auf einer ballistischen Flugbahn. Aber alles kein Problem – ich lande mit Telemark im Sandkasten. Den Weitsprung-Weltrekord knacke ich dabei ganz bestimmt und ich darf zurück zu „Scottie“ joggen um auf diesem die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle bis ins Ziel fortzusetzen. In einen südafrikanischen Nationalpark werden wir nach unserem Aufenthalt am Kap Agulhas allerdings vermutlich nie wieder rein gelassen. Zunächst erledigt Laura zielsicher beim Rückwärtsfahren das Schild „Cottage #3“ vor unserem Haus. Das ist in Anbetracht der Weite des Geländes eine bemerkenswerte Leistung. Emil seinerseits verpasst den Wänden in Cottage #3 in einem unbeobachteten Moment mit einem Kugelschreiber ein paar sehr moderne Höhlenzeichungen. So richtig böse kann man ihm gar nicht sein. Ich hatte ihm lediglich gesagt, dass er das Bett nicht anmalen soll. Den krönenden Höhepunkt bildet unsere Abreise. Beim Einladen des Autos zieht Emil die Tür hinter sich zu, während wir uns alle vor der Tür befinden. Zum Ersten schließt der Kerl normalerweise nie eine Tür – weder mit noch ohne Aufforderung. Zum Zweiten war mir die Gefahr, dass dieser Fall eintreten könnte, die ganze Zeit ziemlich bewusst und ich habe immer darauf geachtet, den Schlüssel in der Hosentasche zu haben … außer in diesem Moment, in dem er natürlich im Haus war. Zum Dritten befindet sich an ebendiesem Schlüssel auch der Schlüssel für das Tor der (sehr weitläufigen) Umzäunung des Geländes, sodass uns der in meiner Hosentasche befindliche Autoschlüssel nichts nützt – es sei denn, wir wollen noch mehr Schaden anrichten und das klapprige Tor einfach über den Haufen fahren. Zum Vierten befinden wir uns wirklich im Nichts und der nächste Ort ist einen Tagesmarsch entfernt. Zum Fünften schließlich haben wir am Haus keinen Handyempfang. Es bleiben nur zwei Möglichkeiten: (1) Irgendwo im Gelände Handyempfang zu finden oder (2) das immerhin schon im Auto befindliche Fahrrad (durch den Durchgang für die Tiere in der Umzäunung kommt man damit durch) zu benutzen, um zum nächsten Ort zu fahren. Murphy‘s Law hat ein Erbarmen mit uns und (1) hat Erfolg. Es stellt sich Heraus, dass „in einer Stunde“ die Putzkräfte kommen sollen, die noch einen Schlüssel haben. Was in Afrika „eine Stunde“ bedeutet wissen wir ja. Allerdings befinden wir uns wie bereits erwähnt inmitten von Ameisen, was den PKW zu unserem einzigen Rückzugsort macht. Alle Dinge, die uns die Zeit vertreiben könnten, befinden sich natürlich auch noch im Haus. So spielt Familie Stark am 24.12. mittags in einem klapprigen Volvo umgeben von Nichts „Ich seh etwas, was Du nichts siehst ...“. Die Putzkräfte sind dann gar nicht mal so unpünktlich. Das ist auch nötig, denn von der folgenden Unterkunft in Mossel Bay erhalten wir wenig später einen Anruf, dass wir „5 pm sharp“ eingecheckt sein müssen, weil danach Schicht ist und wir wahlweise am Strand, im Auto oder auf der Straße nächtigen müssen. Toll - bisher war von „7 pm“ die Rede. Die Fahrt nach Mossel Bay gestaltet sich notwendigerweise rasant und wird nur von zwei weiteren Anrufen, dass wir „5 pm sharp“ da sein müssen unterbrochen.
Cottage #3

Eine durchschnittliche Schildkröte

Motortraining fängt bei den Kleinsten an.

Father Christmas x 2

Der Leuchtturm am Kap Agulhas (Besteigung mit Kind und Kegel abenteuerlich)

In Mossel Bay ereilt uns ein Kulturschock: Aus der Einsamkeit inmitten eines Nationalparks ziehen wir in den zehnten Stock eines Apartment-Bunkers an einem Ballermann-artigen Strand um. Diese Tatsache haben wir meiner Naivität bzw. Dummheit zu verdanken. Wir hatten eigentlich etwas ganz anderes gebucht. Nur war dieses doppelt gebucht worden. Telefonisch hatte man mir eine „äquivalente“ Alternative angeboten und da die Unterkunftssituation über den Jahreswechsel in Mossel Bay offensichtlich schon arg angespannt war, habe ich Depp ohne weitere Nachfrage eingeschlagen. Ein Apartment mit Blick aufs Meer aus dem zehnten Stock hat natürlich auch was und wir machen einfach das Beste draus. Etwas beunruhigend ist allerdings, dass im ganzen Apartment Zettel angeklebt sind, welche die Strafgebühren für Dinge wie Nichtverschließen der Wohnung auflisten. Wenn Emil so weitermacht wie am Kap Agulhas, sind wir am Ende vermutlich pleite. Im Übrigen ist es sehr amüsant, von oben das Treiben am Strand zu beobachten. Mit unserer widerspenstigen Strandmuschel sind wir schon elendige Amateure im Vergleich zu den Profis, die im Nullkommanix ganze Bierzeltburgen errichten. Zum Glück sind die Strandtouristen ein faules Volk, sodass man dem Trubel mit wenigen Schritten leicht entgehen kann. Alternativ ist es auch möglich, einfach den Strandbesuch auf vormittags vor 10 Uhr zu verlegen. Hinreichend warm ist es auch dann schon. Die Wassertemperaturen laden übrigens im Gegensatz zu Cape Town voll und ganz zu ausgedehnten Badegängen ein. Der Unterschied zwischen indischem und atlantischen Ozean (bzw. warmer und kalter Meeresströmung) ist schon gigantisch. Selbstverständlich gibt es auch in Mossel Bay Mountainbikerennen. Ein Schelm der denkt, wir hätten die Urlaubsplanung nach den Rennen gerichtet. Das Boxing-Day-Rennen hat Laura gestern bereits für sich entschieden, während ich an Silvester nochmal ran darf bevor wir uns auf die Heimreise begeben.
Blick aus dem Apartment in Mossel Bay

Vielfach erreichte uns die Frage, wie es denn mit den Weihnachtsgefühlen steht. Nun – von Weihnachten merken wir hier nicht viel. Die Kinder haben zwar Adventskalender und wir Lebkuchen aus D geschickt bekommen und außerdem hat der Kindergarten die Weihnachtsgeschichte aufgeführt (mit Paul als Kamel und Emil als Schafhirte). Weihnachtsdekoration gibt es allerdings nur sporadisch und Strandwetter geht einfach vom Kopf her nicht mit Weihnachten zusammen. Es ist aber auch nicht so, dass uns etwas fehlen würde. Erst recht nicht Blick auf die gegenwärtigen Temperaturen in Deutschland. Damit bis zum nächsten Mal.

Mal wieder Table Mountain

Wanderung

Hallo!?