Sonntag, 26. Mai 2019

Winterstarre

Kaum zu glauben, dass der letzte Eintrag hier schon zwei oder drei Monate her sein soll (je nachdem ob man den Cape-Epic-Blog mitzählt oder nicht). Aber insgesamt haben wir es auch ruhiger angehen lassen und insofern gab und gibt es nicht viel zu schreiben. Keine größeren Experimente und auch keine Rennen … Winterpause muss sein! Wobei „Winterstarre“ vielleicht der treffendere Begriff wäre, wenn ich das Gefühl in meinen Fingern beim Tippen auf der Tastatur heranziehe. Auch wenn es wenig verständlich erscheinen mag, aber so viel wie diesen Winter haben wir noch nie geklappert. Einfache Ziegelwände, Einfachverglasung sowie hochgradig durchlässige Türen und Fenster tun ihr Übriges. Mein g(Armin) vermeldete mir heute morgen beim Aufbruch zur vormittäglichen Trainingsrunde entsprechend eine Temperatur im Haus von 12 °C. Da hilft selbst der berühmte Sarrazin‘sche Pullover auf Dauer nichts mehr – vor allem wenn man aus dem südafrikanischen Sommer kommt. Die Europäer erkennt man jetzt jedenfalls hier alle an der Jacke, weil die Südafrikaner abgehärtet sind und in weiten Teilen immer noch in der Ganzjahresbekleidung T-Shirt und kurze Hose rumlaufen. Aber genug rumgejammert. Nachdem ich eine knappe Tonne Feuerholz (für umgerechnet 100 Euro) geordert habe, können wir uns und die Kapstädter Luft immerhin abends mittels Kamin aufwärmen.

Wie schon angedeutet, gibt es sonst nicht furchtbar viel Neues zu berichten. Laura kämpft mit ihrer Dissertation und ich mit meinem Projekt. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber es ernährt sich (keine Ahnung woher der Spruch kommt – bei den Eichhörnchen bei uns im Garten sieht das nicht so mühsam aus wenn sie die Eicheln von der Korkeiche fressen und uns mit den Überresten davon bewerfen).

Mein Kahnbein hat sich bisher besser benommen als vorhergesagt und seit dieser Woche bin ich wieder ohne Schiene unterwegs. Alles noch ein bisschen unflexibel das Ganze … aber wenn Klärchen noch dreimal drauf springt, läuft der Laden wieder.

Das Englisch der (beiden größeren) Kinder entwickelt sich so langsam in die Richtung, dass sie über uns lästern können, ohne dass wir es verstehen würden. Sie weisen uns mittlerweile regelmäßig auf inkorrekte Aussprache hin. Während die gute Siri beispielsweise Pauls englische Aussprache einwandfrei versteht, sieht es bei uns trübe aus. Paul: „Siri, spiele Santa Shark von Super Simple Songs!“ - Siri: „Ich spiele Santa Shark von Super Simple Songs.“. Dasselbe bei uns: „ Siri, spiele Santa Shark von Super Simple Songs!“ - Siri: „Ich weiß nicht, was Du mit Centre Shock meinst.“. Soviel dazu.

Das kleinere Kind hatte mit der Metamorphose zum Monodentus (mittlerweile Duodentus) arg zu kämpfen und hält uns auch sonst gut mit Stunts und anderen Eskapaden in Atem. Wie kann man nur auf die Idee kommen, dass ein Kartoffelbovist eine Babymahlzeit wäre?

Den Familienlacher des Jahres, oder vermutlich sogar des Jahrzehnts, habe ich letzte Woche abgedrückt: Will ich doch in einem Uni-Gebäude (in dem ich vorher noch nicht war) auf eine Außenterrasse rausgehen. Ich bleibe kurz vorher noch stehen und wundere mich über den riesengroßen Durchgang. Dann entscheide ich mich aber doch, dass da bloß Luft ist und laufe selbstbewusst los. Es ist natürlich klar, was passiert. Es rummst. Plexiglasscheibe … wie ein Vogel gegen den Wintergarten. Um ein Haar wäre ich zusammen gesackt. Resultat: Viele belustigte Leute, Beule wie beim Baby und eine Woche Kopfschmerzen. Die Fensterputzer haben jedenfalls ihren Job gemacht.

Der Elch sorgt in gewohnter Weise immer mal wieder für Automechaniker-Einsätze. Kabelbinder und Duct/duck-tape sind hier meine besten Freunde.  Wir lassen einfach die Bilder sprechen:



Desweiteren haben wir beschlossen, ein halbes Jahr länger als ursprünglich geplant auf der Südhalbkugel zu verweilen, falls es uns gelingt, die südafrikanische Bürokratie zu besiegen. Den Immigration Act mit all seinen Visumsbestimmungen kenne ich mittlerweile in- und auswendig. Das heißt allerdings nicht, dass ich ihn verstehen würde. Ursprünglich hatte ich es auf mangelnde Kenntnisse in Gesetzes-Englisch geschoben; mittlerweile weiß ich, dass sich Heerscharen von Juristen die Köpfe darüber zerbrechen, wie dieses Unding zu verstehen ist. Offensichtliche Logikfehler, Querverweise zu nicht existierenden Paragraphen, nicht verfassungskonforme Absätze und dazu noch dutzende Verwaltungsvorschriften, die mitunter fix mal den Gesetzestext auf den Kopf stellen. Nächste Woche gehen wir erstmal Thoraxröntgen. Ich frage mich, warum das nicht für alle Südafrikaner einmal im Jahr Pflicht ist. Aber wie dem auch sei, irgendwie werden wir die Visumsverlängerung schon über die Bühne kriegen und dann gibt es sicher noch die Gelegenheit für den einen oder anderen interessanteren Blog als den heutigen ...

Stormers vs. Crusaders ... das Stadion ist fast vor unserer Hautür.
Auch die gibt's hier
Unsere Wandergeschwindigkeit verhält sich proportional zur Schwierigkeit des Geländes (!)
Das ganze Meer voller Cape Fur Seals ... man muss sie nur finden
Sensationelle drei Granatäpfel hat der Granatapfelbaum in unserem Garten bisher produziert. Sie schmecken gut, aber effizient ist das nicht, was der Baum da tut.
Paviane (=Biester)
  

Sonnenaufgang über den Dächern von Cape Town

Wenn es hier alles soviel gäbe wie Proteas ...

Emil wird vier