Dienstag, 29. Januar 2019

Höre auf Deinen Großvater!

Es ist mal wieder an der Zeit für eine Statusmeldung. Beginnen wir zunächst beim Elch. Bei der Rückfahrt aus dem Jahresendurlaub beginnt dieser des öfteren bei Bodenwellen hinten durchzuschlagen, was eine angepasste Fahrweise erfordert. Auch legt sich der Wagen hinten zunehmend selbst tiefer. Zum Glück haben wir ja nicht das halbe Fahrwerk beim Kauf erneuern lassen.  Mit unserer Fahrweise sollte das alles auch nicht wirklich etwas zu tun haben. Im Vergleich zu dem, was die Elche in ihrem Herkunftsland auf den dortigen Schotterpisten aushalten müssen, hat unserer nämlich ein eher ruhiges Leben. In der Werkstatt erklärt man uns später, dass die Federn sich hinten verkürzt haben und das eben manchmal vorkommt. Man will sie irgendwohin schicken, wo die Federn wieder länger gezogen werden. Ich habe ja schon mal erwähnt, dass hier  repariert wird, was zu reparieren geht. In diesem Fall erscheint es mir dann doch etwas fragwürdig, weshalb man so ein paar dumme Federn nicht einfach tauscht. Der Fisch stinkt nach Vetternwirtschaft, aber was soll‘s – in blindem Gehorsam wird der Reparaturmaßnahme zugestimmt. Mein Hirn fängt erst später an, vernünftig zu arbeiten. Warum werden die Federn kürzer? Vermutlich weil die Karre durchschlägt. Wir betreiben hier also wahrscheinlich Symptombehandlung auf allerhöchstem Niveau. Mein Verdacht bestätigt sich auf der ersten Fahrt nach der Reparatur. Der Elch liegt hinten wieder höher, aber schlägt immer noch durch. Laut Rechnung wurden uns beim Kauf die korrekten Dämpfer eingebaut. Dass diese neu waren bezweifle ich allerdings mittlerweile … Fakt ist, dass wir mit der jetzigen Werkstatt wohl nicht weiterkommen werden … es bleibt diesbezüglich spannend.

Nach dem Jahreswechsel sind Mutter und Großvater zu Besuch und unser Haus beherbergt damit vier Generationen. Da ich natürlich auch mal etwas Nützliches (Arbeiten) tun muss, unternimmt Laura mit dem Rest Tagesausflüge. Das ist auch gut so, denn als ich für einen Tag ins Geschehen eingreife, kommt auch Murphy‘s  law mit ins Spiel. Am Vormittag fahre ich mit Laura eine Runde gemeinsam Rad. D. h., genauer gesagt startet sie eher und ich komme später dazu, weil mein Trainer aka mein Bruder mir Ruhe verordnet hat. Am Abend vorher habe ich Laura die Dichtmilch im Vorderrad wieder aufgefüllt, da diese fast alle war. Als ich zu Laura stoße, hat sie beinahe Platten und ist ohne Pumpe und Schlauch unterwegs (O-Ton Laura: „Ich hatte im Training noch nie Platten“). Den Dichtmilchsee unterm Vorderrad hat sie am frühen morgen (Trainingsbeginn Punkt 5:30 Uhr) geflissentlich ignoriert, weil sie mich wohl nicht wecken wollte. Wie der See entstehen konnte, erfordert später eine kriminalistische Aufklärung. Im Kern fördert diese zutage, dass man die Physik niemals unterschätzen und einen neu befüllten Reifen – selbst wenn er scheinbar dicht ist – einfach nicht auf ein einigermaßen saugfähiges Tuch stellen sollte. Letztendlich bleibt uns nichts übrig, als MEINEN Ersatzschlauch zu verwenden und mit MEINER Pumpe zu befüllen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir nach Hause fahren sollten, um neues Reparaturmaterial zu holen. Ich ignoriere es geflissentlich. Selbstverständlich kommt es wie es kommen muss, und der Reifen ist in maximaler Entfernung von zu Hause wieder platt. Eine Mac Gyver-Reparatur mit einer Banknote scheitert kläglich. Für Laura geht‘s zu Fuß weiter und ich fahre nach Hause, um den immerhin nicht in der Werkstatt befindlichen Elch zu holen und sie damit an der nächstgelegenen Straße abzuholen. Die Tankanzeige des Elchs steht bei 1/4, sodass wenigstens diesbezüglich nichts schief gehen kann. Mein Großvater mahnt zwar schon seit fünf Tagen zum Tanken an; aber wieso soll getankt werden, wenn das Auto noch viertel voll ist. Das Rescue-Manöver gelingt dann auch. Der anschließende gemeinsame Tagesausflug geht auf den Tafelberg und weist zunächst keine Unregelmäßigkeiten auf. Zumindest abgesehen von der Tatsache, dass wir mit sieben Personen im Elch unterwegs sind. Klingt komisch – ist aber so. Ich wäre noch vor kurzem nie auf die Idee gekommen. Aber der Mensch passt sich überraschend schnell den üblichen Gepflogenheiten in seiner Umgebung an. Zugegeben, in Afrika sind sieben Personen in einem PKW mit fünf Plätzen eigentlich lächerlich. Aber mit noch mehr Insassen würden wir vermutlich mit der Hängerkupplung auf dem Boden schleifen (war da nicht was?). Nach dem Tafelbergbesuch wird es etwas spät, sodass wir einen Besuch am Signal Hill streichen. Auf der Heimfahrt geht der Elch plötzlich an einer San-Fransisco-artigen steilen Straße einfach aus (und nicht wieder an) - mitten im Kapstädter Stadtverkehr. Aufgrund einer direkt neben uns befindlichen Verkehrsinsel blockieren wir sehr wirksam die Straße und es ist klar, dass wir den Elch hier schleunigst wegbewegen sollten. Safety-first entladen wir erstmal sechs Personen. Gemäß dem Motto „Vorwärts nimmer, rückwärts immer“ ist der einzige einigermaßen plausible Weg aus dem Getümmel rückwärts quer über die Straße in eine Einbahnstraße. Dass gravitationsgestützte Harakiri-Manöver mit stark nachlassendem Bremskraftverstärker und ohne Servolenkung gelingt; als Sahnehäubchen sogar mit führerscheinprüfungstauglichem Seitwärtseinparken in (notwendigerweise) einem Zug in eine wie durch ein Wunder vorhandene Parklücke. Da der Tank ja wie schon erwähnt 1/4 voll ist, scheidet Tank leer eigentlich aus. Trotzdem ist Benzin nachfüllen natürlich die erste Maßnahme. Man weiß ja nie. Murphy meint es in diesem Zusammenhang auch gut mit uns und wir parken 100 Meter vor der Tankstelle. Ein gewisser Theo geht uns sehr dienstbeflissen zur Hand (er will dafür natürlich auch gut bezahlt werden). Machen wir es kurz: Benzin rein, Motor wieder an, so einfach ist das. Dann geht‘s schnell an die Tanke, wo wir mehr Tanken als in den Wagen eigentlich reinpassen sollte. Laura gibt zu Protokoll, dass sich die Tanknadel schon die ganzen letzten Tage kaum bewegt habe und sie schon über den geringen Spritverbrauch erstaunt gewesen sei. Es hat also offenbar die Tankanzeige den Geist aufgegeben. Die Moral von der Geschicht: Höre auf deinen Großvater! In Zukunft wird alle 500 Kilometer getankt. Sicher ist sicher.

Tafelberg - diesmal ganz oben (hier sind Lion's Head und Signal Hill gegenüber noch grün - seit sie vorgestern in Flammen standen sind sie jetzt eher schwarz).
Nun, was gibt‘s sonst noch zu berichten? Die Ferien der Kinder sind beendet (der Kindergarten bzw. die Vorschule hält sich an die Schulferien) und damit kehrt wieder etwas mehr Ordnung in den Alltag ein. Paul wurde Anfang Januar fünf und erklärt das auch jeder wildfremden Person wahlweise auf Deutsch oder auf Englisch. Emil ist so verträumt wie sein Vater, der schonmal einen Stuhl anstatt des Kinderfahrrads vor die Tür trägt. Und bei Klara überschlagen sich die Ereignisse. Nachdem wir ihr schon eine motorische Entwicklungsverzögerung diagnostizieren wollten, legt sie jetzt von einem Tag auf den anderen doppelt und dreifach los. Brei war gestern und sie besteht jetzt auf ihr Früstücksbrötchen – mit sieben Monaten! Das kann noch heiter werden ...
Kindergarten

Baby trainiert für Olympia

Radfahrtechnisch stand am vorletzten Wochenende die erste ernstzunehmende Härteprüfung für Mensch und Material an: Das sogenannte Attakwas, seines Zeichens der einzige Eintages-MTB-Marathon hierzulande mit UCI-Status. Da wir gerne die einmalige Chance nutzen und beide starten wollen, entscheiden wir uns, das ganze zum Abenteuer-Experiment zu machen. So geht es am vorletzten Freitag ins reichlich 400 km entfernte Oudtshoorn. Mit an Bord haben wir unsere Haushaltshilfe Constance als Kinderbetreuung. Wir haben sie auf Bitten unserer Vermieter bei uns teilzeitangestellt, da sie durch deren Umzug in die Niederlande quasi ihren Job verloren hatte. Die Tatsache, dass der Start des Attakwas 400 Kilometer von Kapstadt entfernt ist und das Ziel seinerseits 100 Kilometer vom Start, macht die Planung etwas ansruchsvoller. Im Groben sieht der Plan so aus: (1) Freitagnachmittag zum Start nach Oudtshoorn Startunterlagen holen; (2) anschließend zum Ziel nach Kleinbrakriver fahren, wo sich unsere Unterkunft für die Nacht befindet; (3) Samstagmorgen 4:30 Uhr vor dem Aufstehen Abfahrt gen Oudtshoorn zum Start; (4) in Oudtshoorn das Auto dem Fahrservice (eine in Deutschland schon aus versicherungstechnischen Gründen undenkbare Sache) übergeben, welcher es zum Ziel befördern soll; (5) 6:30 Uhr scharfer Start; (6) möglichst schnell ins Ziel kommen; (7) Auto entgegennehmen; (8) Kinder und Constance hoffentlich wohlauf in der Unterkunft abholen; (9) zurück nach Kapstadt. (1)-(5) gelingen ohne nennenswerte Vorkommnisse. (6) gelingt dann allerdings nur noch bedingt. Ich für meinen Teil erwische einen hervorragenden Start und bin erstmal in der Spitzengruppe vertreten. Da ich nie am Anschlag unterwegs bin und bei solchen Rennen normalerweise hinten raus der Diesel des alten Mannes zündet, mache ich mir schon Hoffnung, mein bisher bestes UCI-Marathon-Series-Resultat (Platz 6) unterbieten zu können. Aber denkste. Dejavu: Wo der Tank noch wenigstens viertel voll sein sollte, ist er offenbar leer. Tankanzeige defekt. So richtig verstehe ich das nicht; aber manches muss man einfach zur Kenntnis nehmen. So geht es die letzten 50 Kilometer (von 120) mit Standgas dem Ziel entgegen. Tröstlich ist, dass es nahezu allen ehemaligen Mitstreitern aus der Führungsgruppe ähnlich ergeht. Über den Abstand nach hinten bin ich stets bestens von den Begleitmotorrädern informiert, da sich hinter mir der in Deutschland wenig bekannte, aber aufgrund seiner Cape-Epic-Erfolge in Südafrika als lebende legende betrachtete Karl Platt alias „Cawl Plett“ müht. Sein Dampfhammer zum Ende des Rennens bleibt heute aber genauso wie meiner aus, sodass er mich nicht mehr wieder sieht und ich mir den enorm bedeutsamen Titel des besten Deutschen unter den Nagel reise. Am Ende steht Platz 6 zu Buche, was so langsam zu meinem Standardresultat in der Marathon-Series wird. Zu Lauras Rennen gibt es nicht viel zu sagen, denn dieses ist im Wesentlichen eine Kopie des meinigen – mit dem Unterschied, dass ihr Einbruch massiver ausfällt und sie auf Platz 8 nur mit Hängen und Würgen das Ziel erreicht. Punkt (7) scheitert zunächst vollständig, da unser Auto das Ziel noch gar nicht erreicht hat.  Aus unerfindlichen Gründen hat man uns nicht dem Elite-Startblock, sondern Hobby-Startblock-E zugeordnet. Dies bedeutet, dass man für uns mit einer Fahrzeit von größer sieben Stunden gerechnet hat und unser Auto zu den letzten vier Autos zählt, die zum Ziel gefahren werden. Entsprechend kommt es erst mit Verzögerung zur erfolgreichen Abarbeitung der Punkte (8) und (9). Schauen wir mal, was das nächste Abenteuer-Experiment mit sich bringt … mehr dazu im nächsten Blog.
Laura müht sich redlich ...
... und ich mich auch.

Auf Pseudo-Safari im Private Game Reserve ...
Nochmal Pseudo-Safari.

Was man am Strand am Cape of Good Hope eben so findet: Ein Walschädel.
Eine Protea

Klippschliefer gibt's hier zuhauf.
Was passiert, wenn große Kinder Steine im Garten finden ...